Mich beschleicht bei den Supersonderangeboten, die da unentrinnbar auf uns einprasseln, stets das Gefühl, dass es entweder Auslaufware ist, die losgeschlagen werden soll, oder dass alle anderen Kunden, die davor und danach kaufen, die Black-Friday-Offerten unfreiwillig mitfinanzieren. Deshalb versuche ich, mich erst gar nicht in den Schnäppchen-Strudel hineinziehen zu lassen.
Der Wassersportmarkt scheint den Zirkus ohnehin nicht in vollem Umfang mitzumachen. Zwar gab es vereinzelt, aber eben nicht flächendeckend „BlkFri“-Promo-Code-Offerten. Bei den Vercharterern lockte etwa Navigare Yachting mit einem „Best.Friday.Ever“-Angebot. Doch war der 25-Prozent-Rabatt binnen kurzem von der Website verschwunden. Andere beließen es beim üblichen, ohnehin gewährten Frühbucher-Deal. Istion packte zu den 5 Prozent Abschlag als Extra nur ein SUP-Leihbrett gratis dazu. Bei den Ausrüstern offerierte A.W. Niemeyer „10 Prozent auf alles*“, wobei das Sternchen dann doch einige Ausnahmen beschrieb. SVB modelte seinen seit einigen Jahren gepflegten „Chili-Deal“ lediglich zum „Black-Chili-Deal“ um.
Tatsächlich wird es für Yacht-Eigner und solche, die es werden wollen, künftig eher teurer als günstiger. Das liegt an den gestiegenen Preisen für Rohstoffe, Vorprodukte und Komponenten, am allgemeinen Anstieg der Energiekosten, an den bald folgenden Lohnerhöhungen. Warum sollte es der Bootsbranche da anders gehen als etwa der Autoindustrie. Dort haben die oben genannten Faktoren ebenso wie die Corona-bedingt starke Nachfrage ebenfalls zu erheblichen Sprüngen geführt. Ein Wagen der unteren Mittelklasse kostet heute 35 bis 45 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren.
Im Yachtbau sind die Neupreise teils noch steiler geklettert. Dufour verlangt für sein neuestes 33-Fuß-Modell (das wohl auch deshalb Dufour 37 heißt) aktuell 185.000 Euro, wohlgemerkt in der Basisausstattung; mit Komplett-Ausstattung kommt man sogar auf mehr als 300.000 Euro – für ein ganz normales Zehn-Meter-Fahrtenboot. Eine Dehler 38 kostet heute mindestens 254.000 Euro, mit dem Komfortpaket nach YACHT-Definition sind es fast 295.000 Euro, mit allem Pipapo an die 350.000 Euro. Zum Vergleich: das Erfolgsmodell der Marke stand vor zehn Jahren noch mit 153.000 Euro in der Preisliste.
Geht das so weiter? Wahrscheinlich schon. Denn die Werften brauchen diese Erlöse. Kaum ein Serienbootsbauer erwirtschaftet wirklich auskömmliche Erträge, nicht einmal in den zurückliegenden Boomjahren. So wird der Yachtsport allerdings zwangsläufig zum reinen Luxusmarkt, und die Stückzahlen werden schwinden, was wiederum zu noch höheren Preisen führen könnte. Eine Aufwärtsspirale, die nach unten führt. Da hilft auch kein Black Friday.